Thursday, November 29, 2007

Die ersten zwei "Bless, bless" und "goodbye"!

dass die abschiede von leuten hier so früh schon starten, hätte ich nicht erwartet, aber soweit sind wir eben schon, man trifft menschen ein letztes mal und hat das gefühl, man hätte noch so viel zu sagen, statt dessen wünscht man sich, ein wenig hilflos, gegenseitig ein schönes leben. heute war der tag meiner letzten seminare, für immer sozusagen, um es mal dramatisch auszudrücken, aber das gilt ja "nur" für island. gleichzeitig war es wohl auch ein tag der philosophie.
das erste abschiedsgespräch fand mit einer isländischen theologiestudentin aus meinem kurs "environmental ethics" statt, nach dem seminar verwickelten wir uns vollständig in ein faszinierendes gespräch, welches wegen meinem anschließend folgenden kurs leider nur 20 intensive minuten dauerte. eine agnostische theologiestudentin kommt mit ihrer perspektive natürlich aus einem anderen blickwinkel als ich und die welt öffnet ein paar mehr türen, wenn man gespräche wie diese zulässt, gespräche über religionen, die perfekte religion, die es insbesondere für frauen absolut nicht zu geben scheint, und egoistische sichtweisen versus umweltpolitische sichtweisen. vermutlich wanderte unsere unterhaltung in diese hochtrabenden sphären ab, weil selbst solche alltäglichen gedanken groß erscheinen, wenn man an der treppe im hauptgebäude der uni island steht.. =)
ich hätte sie so gerne gefragt, wie sie ihre kinder großzieht, wie sie deren fragen nach glauben beantwortet, aber leider reiht sie sich vermutlich in die kette der personen ein, an die ich später öfter zurückdenke, sie aber nie wieder sehe. das zweite gespräch kam durch eine tatsache zustande, die ich an Reykjavík liebe: schon öfter war ich auf dem weg nach hause, bis ich auf die eine oder andere (meist erasmus-) studentin traf, die mich sofort einlud, sie zu begleiten. da es sich bis jetzt bei allen gelegenheiten immer gelohnt hat, ging ich auch diesmal mit, heute war es K. aus köln, die ich auf der straße traf, übrigens ebenfalls aus meinem ethics-kurs. ihr philosophiekurs hatte ein gemütliches abschlusstreffen im Hljómalind, das nette alternative organic café auf der hauptstraße laugarvegur. dort traf ich unter den restlichen unbekannten des kurses lustigerweise den schwedischen kommilitonen aus oben erwähntem ethics-kurs, mit dem ich eine ebenfalls sehr interessante diskussion über kritik durch ironie anfing. wieviele gespräche man eigentlich während des gesamten semesters hätte führen sollen! aber situationen wie diese, bei der konversationen wie diese entstehen, kann man eben schlecht herbeizaubern und so hieß es dann schon zum zweiten mal an diesem tag "goodbye and bless bless, enjoy your life und überhaupt".
immerhin, ein kleiner trost, die kölnische gefährtin werd ich wiedersehen, sie hat mich für dienstag zum kochen eingeladen, hoffen wir mal, dass das klappt, der mensch ist schließlich nicht erschaffen für soviele verfrühte abschiede!

Wednesday, November 28, 2007

Ein Zwinkern an meine Sowi-Institutskollegen

laut dem academic ranking of world universities 2007 befinden sich zwar zahlreiche deutsche unis unter den weltweiten top 500, die humboldt uni sucht man aber vergeblich. doch keine bange, auch island hats nicht ins ranking geschafft. laut einer aussage im begrüßungswort an uns erasmus-studierende am anfang dieses semesters vom vize-präsi persönlich (erasmus-studis bekommen halt nur den vize-präsi der uni, da fängts schon an..), wird die háskóli íslands jedoch bald in den top 100 zu finden sein! na viel glück wünsch ich nur, und ob sie wohl nicht ein wenig von ihrem größenwahnsinnigen optimismus nach israel abgeben könnten, wo dieser tatsächlich auswirkungen hätte? wie auch immer, einen erfolg gegenüber der humboldt uni konnte die uni von island dieses jahr offenbar verbuchen und meinen leidensgenossen in berlin, die sich mit größter ausdauer unablässig über die geringen öffnungszeiten der sowi-bibliothek beschweren, widme ich diesen artikel, indem ich mir die freiheit nehme, eine mail hier zu veröffentlichen, die mir vom studentischen rat zugesandt wurde. ich hab mir erlaubt, die wichtigen passagen deutlicher hervorzuheben =)
Dear students.
The work of the Student Council and the pressure from students
has shown results. The Educational committee of the Student Council
gathered 1000 signatures from students in one week. The President of
the Student Council then handed the signatures to the Rector and
demanded that the University library would stay open longer during 
exams. The reaction to this challenge from the University and the
library was good and they have decided to keep the library open 
longer during the exams.
In December the opening hours of the library will be:
Monday to Thursday: 8:15-22:00
Friday: 8:15-19:00
Saturday and Sunday: 10:00-18:00
The opening hours will be 20% longer than before. Our demand was
that during exams the library would stay open from 8-22 every day.
Unfortunately this time that is not possible, but if the students
will use the library well during these extra hours we will hopefully
have them keep the library open longer in the future. Therefor the
Student Council encourages students to use the library well during
these exams.
The Student Council would also like to remind students of the other
reading area located on campus in building such as Oddi, Lögberg,
Askja and VRII. 24 hour access to those buildings is available with
the Student Card.

Ein Snack für zwischendurch

neulich im kurs "british history and culture"...
prof: "ok, so let's now look at racism in britain.."
mein englischer sitznachbar Liam: "oh nooo, we'll be here all day..!"
=)

Sunday, November 25, 2007

Sterne und Kerzen

zur vorweihnachtszeit nicht in deutschland zu sein, ist so erholsam wie echter urlaub. keine september-schokoweihnachtsmänner im supermarkt, keine oktober-plastikweihnachtsbäume in den läden, und erst recht keine mit weihnachtsdekoration überladenen straßen. überhaupt ist erst vor kurzem Skólavörðustígur, die große straße, die zur kirche hochführt, mit dezenter deko geschmückt. inzwischen hab ich ganze drei straßen entdeckt, die ähnlich wie auf meinem foto geschmückt sind. wie man sieht, hält man sich an kerzen und sterne und auch das in maßen. nur langsam kriechen die schaufensterdekorationen ins weihnachtliche über und den einen oder anderen adventskalender findet man im Bónus-supermarkt dann doch.
die vorbereitungen in Njarðargata laufen bisher nur auf zwei dinge hinaus: eine große abschiedsparty mit allen hier von uns geliebten leuten am 19. dezember und am gleichen tag die auflösung des secret santa, auch als julklapp (?) bekannt. ach, das war auch eine lustige geschichte, das auslosen des jeweiligen geheimen geschenkepartners! das problem war, dass wir noch zwei freunde aus anderen häusern dabei haben, die allerdings zu dem zeitpunkt nicht im haus bei uns waren, das heißt, niemand konnte ein zettelchen für sie ziehen. das heißt, mit oder ohne wahrscheinlichkeitsrechnung, dass die zwei übrig gebliebenen zettelchen ja eventuell ihre eigenen namen sein könnten, schließlich darf niemand den eigenen secret santa verraten! was also tun? diverse altkluge oder auch weniger kluge kommentare, hitzige diskussionen, mathematische rechnungen und erneutes 7-faches neuziehen der zettel später einigten wir uns zähneknirschend auf die moderne version des julklapp , da wir keine andere möglichkeit sahen, das zettelproblem zu lösen. traurigerweise wurden die secret santas dann tatsächlich per mail ins jeweilige postfach geschickt, sodass niemand sich selbst ziehen und alles dennoch völlig geheim und willkürlich war. ein stiller seufzer und die sehnsucht nach dem viel aufregenderen zettelchen ziehen war an diesem abend deutlich zu spüren..welch weihnachtsstimmung!

Mr Iceland bleibt nordisch

wie ich ja nun schon mehrmals beiläufig erwähnt habe, passieren in island seltsame dinge. zum beispiel machen sich die isländer tatsächlich die mühe, unter den 300,000 einwohnern minus die hälfte sprich etwa 150,000 isländer einen Mr Iceland auszuwählen. nun, was soll ich sagen, die chance auf einen lustigen abend kann man sich ja wirklich nicht entgehen lassen und schon gar nicht, wenn man auf diese art und weise eingeladen wird: hey, komm mal mittwoch abend vorbei, wir schauen die mr iceland elections, dauert nur 1 1/2 stunden, die haben ja nicht so viele hier.. (Theresia). ich war also auf einen äußerst erheiternden vielversprechenden abend gefasst. aber dass es so unglaublich witzig sein würde, hätte ich tatsächlich nie erwartet. was mir zuerst auffiel, als die armen kerle am anfang vorm publikum patroullierten, war mein gedanke, dass diese kerle hoffentlich nicht die bestaussehendsten isländer sein mögen, denn wenn es so wäre, dann wär es schon recht traurig. vielleicht lag es auch daran, dass man mehr das gefühl hatte, mr im-sonnenstudio-extrem-braun-gebrannt-mallorca zu wählen. man kann sich ja vielleicht vorstellen, wie braun gebrannte isländer aussehen. viel lustiger war dann aber doch, was die armen kerle machen mussten. erstens hatten die jungs keinen plan, wie sie wo lang laufen sollten, niemand hatte sie darauf vorbereitet, dass einfach nur planlos auf der bühne stehen total unprofessionell aussieht und zweitens, die choreographie mit den möbeln war dann doch der hammer. vielleicht hat ikea diese wahl gesponsort oder warum auch immer die armen kerle ständig möbel auf- und abbauen mussten. sowas peinlich-dämliches hab ich noch nie gesehen! ich sag übrigens ständig "die armen kerle", weil sie einem tatsächlich leid taten. alle sahen so verloren und verstört aus, als hätten sie nicht wirklich gewusst, worauf sie sich da einließen.

selbstverständlich kamen die jungs zu einem zeitpunkt nicht mehr drum herum, ihre t-shirts ausziehen zu müssen. der einzige kerl in unserem kreis hielt es genau 2 minuten bei uns aus und mampfte gemütlich seine pizza, während er die waschbrettbäuche entlang spazieren sah.

die weiteren aufgaben bestanden darin, ein fußballspiel gegen ein frauenteam zu absolvieren und verschiedene gerichte zu kochen, wobei sie in allem grandios scheiterten. das kochen fand übrigens in einem der häuser statt, wo einige studenten von uns wohnten, aber das ist halt island, das ganze land ein dorf.
der glückliche und schüchterne gewinner am ende war zu meiner erleichterung wohl der einzig vernünftig aussehende, weil noch recht natürlich gebliebende Águst, den wir natürlich über paar ecken kannten, weil Theresias isländsiche kontaktperson ihn kannte, also waren wir mit der wahl zufrieden, denn immerhin konnten wir behaupten, den neuen mr iceland "quasi" zu kennen. übrigens ist er mit abstand der am nordischsten aussehende von allen, ich erlaube mir also die theorie, dass die isländer den braungebrannten macho-typen ablehnen und eher den romantischen northern type bevorzugen.
falls ihr das video noch nicht angeschaut habt, so empfehle ich euch dringend, den schrecken des möbeltragens zwecks zur schau stellung mit mir zu teilen.

Die durch Halbschlaf hervorgerufene Verwechslung von Wolken mit Schnee

der halbschlaf, in dem man sich morgens generell befindet, hat den teuflischen effekt, dass das gehirn sich wie im traum verhält: es hüpft zwischen irrealen eindrücken und realitätsnahen visionen fröhlich hin und her. in diesem zustand schwebte ich dann auch so zwischen 11 und 12 uhr heute morgen, oder "morgen", wie einige leute stirnrunzelnd an dieser stelle denken würden. das bisschen dämmerlicht, was da in mein zimmer schien und an meine augenlider anklopfte ließ mich denken: großartig, schon wieder einer dieser typischen tage, wo der isländische wettergott beschlossen hat, dass es heute mal gar nicht richtig hell wird und türmte wolkenberge über reykjavík auf. die motivation aufzustehen sinkt damit ins bodenlose. aber gewisse dinge überreden einen nach einiger zeit ja dann doch mal aufzustehen. umso größer die bestürzung wenn man feststellt, dass wer auch immer einem einen bären aufgebunden hat und es einen grund für die lichtlosigkeit des zimmers gibt, namentlich schnee auf meinem fenster. doch da mein sarkasmus bekanntlich besonders morgens überhand ergreift, ist mein erster griff eben der zur kamera und der zweite zum wasserglas neben meinem bett. daraus entsteht eine vorher-nachher-bild-serie, wie sie die welt noch nie gesehen hat. glücklicherweise hat nicht nur jemand eine schneeladung auf meinem fenster abgeladen, um mich komplett reinzulegen, nein, zu meiner erleichterung liegt auf dem restlichen reykjavík ebenfalls schnee.

Sunday, November 18, 2007

Kekse und Konzert

letzten freitag, ein kleines großereignis oder besser gesagt zwei, ich kann mich gar nicht entscheiden welches toller war: keksebacken oder das anschließende konzert =) ich denk ich entscheid mich für das konzert. es war eins in relativ kleiner runde, aber was heißt das schon in Reykjavík. hier, wo ständig überall kleine konzerte von kleinen isländischen bands stattfinden, war dies schon ein ereignis: Jeff Who?, Sprengjuhöllin und Motion Boys an einem abend, wow! ja, also ich kannte die alle nicht vorher =) aber jetzt kann ich sie weiterempfehlen, und zwar hier:
Sprengjuhöllin: http://www.myspace.com/sprengjuhollin
Jeff Who: http://www.myspace.com/jeffwhoband
Motion Boys: http://www.myspace.com/motionboys
einfach mal reinhöööören =) wie man das heutzutage so macht, ganz modern bei myspace. ich dachte schon, die tatsache, dass ich blogger benutze, reicht, um mich modern zu machen, aber nein, heutzutage muss man nicht nur die nachrichten auf diversen magazinwebsites online lesen, mindestens eine eigene website betreiben und sowieso in der freizeit html miteinander sprechen, nein, man muss sich bei myspace auch über die neueste musik auf dem laufenden halten. alle kleinen bands, die mal groß werden wollen, setzen ihre musik da rein. als ob sie da jemand finden würde! na offenbar doch, es gibt nämlich viiiiiele erfolgsgeschichten von bands, die so gefunden wurden.. leider weiß ich grad keine einzige..
aber was red ich, schaut mal rein in mein kleines album und gebt eure meinung zu unseren improvisierten haferflockenkeksen ab ("ach komm, noch'n bisschen mehr puderzucker, ja, und dann noch mehr haferflocken und jetzt bisschen vanillezucker, das ist immer gut.. oh, jetzt ist es zu trocken, haben wir noch ein ei?!"...)

Cookies and Concert

Wednesday, November 14, 2007

Altbekanntes auf Isländisch


an einem sonntag im august.. oder vielleicht auch samstags, jedenfalls in den ersten wochen meines daseins in island, sind wir auf den flohmarkt gegangen, der sich, warum wohl, innerhalb einer halle befindet. das erste, was mir sofort ins auge fiel, waren ein paar altbekannte comics.. auf isländisch! das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und euch nicht länger vorenthalten! ich bin nun also schon einige zeit lang stolze besitzerin von Peter Pan und Donald Duck & Co.
zu meinem großen erstaunen heißt Donald Duck auf isländisch ganz anders, nämlich offenbar Andrés Önd! und nicht nur das, wenn man das heftchen aufschlägt und einem der gewohnte geruch von comicglanzpapier durch die nase geweht ist, merkt man plötzlich, wie die gesamte handlung auf Island zugeschnitten ist. nordlichter auf der einen seite... sich im thermalbad entspannende bösewichte auf der anderen seite (zugegeben, die isländischen bäder sind nicht aus schlamm, aber die anspielung ist unerhört deutlich!). denken die isländischen kinder tatsächlich, dass Donald ein isländischer held ist? sieht man ihn in der deutschen version jemals durch Berlin wandern? klettert er auf den fernsehturm? rettet er gar den fernsehturm vorm einstürzen? ist Donald überhaupt ein held oder ist er eher das, was literaten einen "typischen anti-held" nennen?

ein wiederum unumstrittener held ist natürlich Peter Pan, also beschäftigen wir uns lieber mit ihm. die tatsache, dass die isländisch sprechende version Pétur heißt, übersehen wir mal ganz großzügig. auch die namen der anderen charaktere nehmen wir einfach so hin. vielleicht bleiben wir kurz an glöckchen hängen und fragen uns, wie um alles in der welt das arme kleine durchscnittlich begabte isländische kind "skedlibjadla" aussprechen soll, aber gut. (nur zu, es hört euch keiner, versucht das mal laut auszusprechen!) nun zur geschichte: werden wir etwas isländisches bei Pétur Pan entdecken? ist nimmerland etwa island? ich kann euch beruhigen, es scheint nicht so zu sein. die vegetation ist eher mediterran und nichts an den handlungen der charaktere scheint auffällig. die typische rollenverrteilung muss auch hier beibehalten werden, wie man sieht, rettet Pétur die kleine Jóna..so wie wir es gern sehen wollen. schließlich sollen die kleinen mädchen ihr leben lang auf das erscheinen des blöden weißen ritters mit seinem verdammten gaul warten. aber da, da ist sie letztendlich doch: die isländische flagge. am untergehenden piratenschiff? also kam der bösewicht, der pirat captain hook, aus island? das erklärt ja einiges..

Monday, November 12, 2007

Die neue Flexibilität

ich muss schon sagen, ich bin überrascht. es gibt ja immer so einen zeitpunkt im leben, wo man meint, nichts könnte einen mehr wirklich erstaunen. aber das durchlesen mehrerer stellenangebote für praktika hält einem den spiegel der gesellschaft vors auge. wo früher im absatz über die an die sich bewerbende person gerichteten erwartungen und voraussetzungen für die stelle unverzichtbar immer das wort "flexibilität" und eigentlich auch "teamfähigkeit" stand, sind diese beiden worte nun offenbar inzwischen eher in den hintergrund geraten, statt dessen lautet das neue wort: "Genderkompetenz". mich als sowi-studentin trifft das natürlich hart. denn als sowi-studierende person kommt man am gefürchteten semesterkurs namens gender, geschlechterbeziehungen etc ja nicht vorbei. aber sicherlich gehört mehr dazu als einen kurs zu belegen, um diese gewisse kompetenz zu besitzen. erstmal: was ist das überhaupt? wenn man das wort googelt, so wie ich, dann fällt man von einem schrecken gleich in den nächsten: es gibt nämlich sogar ein Genderkompetenz-Zentrum .. und wo? natürlich in berlin! natürlich.
zitiert aus dem absatz über gender kompetenz: "Gender-Kompetenz ist die Fähigkeit von Personen, bei ihren Aufgaben Gender-Aspekte zu erkennen und gleichstellungsorientiert zu bearbeiten. Gender-Kompetenz ist eine Voraussetzung für erfolgreiches Gender Mainstreaming. Gleichzeitig wird durch die Umsetzung von Gender Mainstreaming neue Gender-Kompetenz erzeugt. Gender-Kompetenz setzt sich aus den Elementen Wollen, Wissen und Können zusammen."
abgesehen davon, dass in diesem kleinen absatz das wort "gender" sehr eloquent ganze 7 mal verwendet wurde, und das innerhalb von vier sätzen, ist man auch schon allein vom inhalt verwirrt. ist genderkompetenz also etwas, was man als frau sowieso schon besitzt? bei geburt mitgeliefert? ich muss mir also gar keine gedanken machen? wie die zeiten sich verändert haben. nun muss man sogar als frau beweisen, dass man für die gleichstellung von mann und frau ist! der mann könnte ja benachteiligt werden.. möglicherweise dürfen firmen ihre stellenanzeigen gar nicht mehr ohne diese anforderung abdrucken und veröffentlichen.
wie gehen wir mit dieser neuen bedrohung um? mit dieser schier dreisten infragestellung unserer gedanklichen position gegenüber gleichstellung?
was mich viel mehr interessiert, ist, ehrlich gesagt, wie viele von euch gerade nachgezählt haben, ob das wort gender tatsächlich 7 mal vorkam..

Friday, November 09, 2007

Die Revolution des Kaffees

im leben dreht sich alles um angewohnheiten. nicht nur konservativ-wählende genießen das bekannte und altbewährte. man tut sich auch schwer, gewohnheiten zu ändern, besonders, wenn es um essen geht. ich kenne eine person, die mal 6 wochen in indien war und dort nur extrem stark gesüßten tee bekommen hat. als sie zurück nach berlin kam, musste sie sich mühevoll, und ich glaube mit viel ekelüberwindung, den vielen zucker im tee wieder abgewöhnen.
bis vor einiger zeit war ich der meinung, jegliche art von kaffee, abgesehen von espresso und türkischem mokka, wäre absolut abscheulich. seit ich hier wohne werde ich quasi jeden morgen im totalen halbschlaf von Tine und Elina gefragt, ob ich auch kaffee will und in meiner verzweifelten müdigkeit und der aussicht, in wenigen minuten hellwach und aufmerksam in einer vorlesung sitzen zu müssen, hab ich öfter zugesagt und es nach dem ersten schluck bereut, denn kaffee schmeckt schließlich schrecklich.. ich probierte alles: mit milch, mit milch und zucker, mit milch und ohne zucker, ohne milch und ohne zucker, ohne milch und mit zucker... und ja, da war es, die perfekte lösung: man behandelt die normale tasse kaffee einfach wie espresso und kippt massen an zucker in die tasse, dann ist es tatsächlich nicht schlecht, sogar sehr erträglich. seitdem gab es natürlich kein halten mehr und ich hab meinen teil beigetragen, indem ich auch mal kaffee gekauft hab. seitdem kann ich morgens oder wann auch immer ich aufstehe, die anderen nun auch ganz galant und mit vom kaffee weit aufgerissenen augen fragen, ob sie einen schluck abhaben wollen..
der kaffee hat die revolution über mich gewonnen, sozusagen..

Halloween ist dann, wenn wir es sagen!

es ist nun schon eine weile her, dass am mittwoch abend, dem 31. oktober, die versammelten hexen, gespenster und amerikaner ihr halloween feierten, aber wer feiert schon mitten in der woche? das machen ja nicht mal wir studierenden.. naja außer donnerstags.

aber diesmal hielten die gastgeber sich an den folgenden freitag, letzten freitag. obwohl ich die einzige aus meinem haus war, die zu der party hinging, waren alle (d.h. die mädels) sehr hilfsbereit und umwuselten mich, um mir bei meinem outfit zu helfen. dank rat aus Berlin (danke Laura!) hatte ich beschlossen, eine elfe zu sein. die extrem lose verbindung zwischen elfen und halloween zeigt vielleicht meine ignoranz diesem kultevent gegenüber.

Tine jedenfalls stürzte sich sofort auf meine haare, was sich zwar als schmerzhaft (wie man auf den bildern sieht), aber auch als am ende perfekt ästhetisch herausstellte und, ich glaube, uns beiden großen spaß machte.

dann passierte es, ein anflug spontanen größenwahnsinns, der einfach zum abend und zu meinem outfit passte ("ich und eine elfe? elfen sind graziös, bezaubernd und putzig! Julia war der meinung, ich bräuchte mich dazu ja nicht mal zu verkleiden..ein nettes kompliment trotzdem"): ich begann zu nähen. das weiß-silbern-schimmernd-magisch aussehende stück ikeastoff in einer hand, zu einem wurm gedrehte alufolie in der anderen und das unternehmen elfenflügel begann. in diesem moment müssen tatsächlich alle elfen dieser welt erschreckt auf mich geblickt und schnell ein wenig elfenstaub über mich gestreut haben, denn in der tat war ich von meinem resultat restlos begeistert und alle anderen erstaunt.

Elina konnte schließlich nicht mit ansehen, dass diese wunderbar gezauberten flügel so schlapp herunterhängen und kam mit geschickter hand sofort zur hilfe.

meine ersten flugversuche endeten, nachdem ich mich mit einigen zentimetern höhenunterschied begnügt hatte. wenn ich graziös genug mit meinen flügeln und haaren flattern würde, wären sämtliche gesprächspartner dieses abends garantiert davon überzeugt, dass ich geflogen wäre, dachte ich.


nachdem ich auf der party angekommen war, dauerte es auch nur etwa 10 minuten und einige gespräche, bis ich meine gastgeberin endlich entdeckte, bzw. genauer gesagt, erkannte! Theresia hatte endlich ihr innerstes nach außen gekehrt und war zu einer grauenvollen hexe geworden, dessen dunkle und böse aura ich nicht einmal mit meinem unschuldigen weißen licht überschatten äh überleuchten (?) konnte. andererseits waren auch ziemlich viele teufel und teufelinnen im raum, vielleicht lag es auch daran. eins der teufelchen muss definitiv zu irgendeinem zeitpunkt meinen pulli berührt haben, denn auf dem fand ich am nächsten morgen einen kreisrunden roten fleck. na, hoffentlich konnten meine elfenkräfte das böse abwehren.

als ich ankam, waren die reaktionen jedoch etwas anders, als ich erwartet hatte: "oh, eine fee, ich hab drei wünsche frei, nich?" hmm ja klar, warum nicht? nach einiger zeit fand ich heraus, warum nicht. alle waren nämlich sehr böse, weil ich keine ihrer wünsche erfüllen konnte. aber das lag überhaupt nicht an mir, sondern an den wünschen! wünschen will gelernt sein! aber das verstehen die leute von heute ja nicht. als fee funktioniert man ja nicht wie eine sternschnuppe oder ein wunschbrunnen, wo man sich bloß etwas denkt und den wunsch niemandem verrät. einer fee muss man schon einen ausformulierten, klaren und realitätsnahen wunsch präsentieren.
wieauchimmer, von meinen neuen haaren war ich so begeistert, dass ich sie am liebsten so behalten hätte. aber da ca. 3 liter haarspray und ebensoviel mousse drin war (die haarproduktindustrie geht an mir pleite, ich verstehe davon gar nichts!), musste ich es am nächsten morgen leider waschen. ansonsten hätte ich jetzt vermutlich einen einzigen dreadlock auf meinem kopf.. und sowohl die elfen als auch die feen bei disney haben immer ordentliches haar und niemals dreadlocks.

Wednesday, November 07, 2007

"Isebill salzte nach"???!

ich hab ja nichts gegen sätze, die nur drei worte lang sind. es macht mir auch nichts aus, wenn sie am anfang eines buches stehen. aber
ich wähle nicht diesen satz zum schönsten satz sämtlicher deutschsprachiger literatur! vor allem nicht aus dem grund, dass dieser satz "lust macht" auf die nächsten verdammten 700 seiten.. und dann ist der satz auch noch von günter grass, den ich spätestens seit seinem buch "im krebsgang" nicht mehr leiden kann.
wo ist der kreative geist hinverschwunden, der während der fußball-wm in deutschland so groß aufgebauscht wurde, "deutschland und seine ideen"?
vielleicht bestand die jury aber auch aus grass-wohlgesonnenen personen, die meinen, wer die blechtrommel geschrieben hat, ist sowieso heilig. soweit ich das bis jetzt festgestellt habe, bin ich die einzige person in mehreren hundert kilometern reichweite, welche sowohl günter grass bzw. insbesondere die blechtrommel grauenvoll findet. letzteres könnte eventuell auch an meiner deutschlehrerin im abitur gelegen haben, die besonders die pferdekopfszene toll fand. für alle, die ihre zeit nicht mit diesem buch verschwenden mussten: es kriechen ganz viele aale aus einem verrotteten pferdekopf.. warum auch immer.
das muss man grass lassen, er hat es wirklich vortrefflich widerlich beschrieben.

Monday, November 05, 2007

Remember, remember.. the 5th of November..

wem dieser satz etwas sagt, der hat entweder den film V for Vendetta gesehen oder viel ahnung von englischer geschichte. ich hab seit gestern beides! nämlich seit anfang dieses semesters einen kurs in britischer geschichte und gestern den film gesehen. es ist immer erstaunlich, fanatismus von der anderen seite zu sehen und vor allem, sich als zuschauer plötzlich auf der seite des fanatischen wiederzufinden. damit meine ich den film, nicht den historischen gunpowder plot von Guy Fawkes und Co.
in vielen filmen wird ja mit der sympathie der zuschauer gespielt, aber besonders in diesem film. vielleicht, weil man die motive so gut verstehen kann und vielleicht, weil man selbst gern so mutig wäre und gegen eine diktatur rebellieren würde. das szenario im film ist england, welches zur diktatur geworden ist. lustigerweise haben sie immer noch dieselbe dumme nationalhymne mit "god save the queen" und so weiter. das heißt, england kann sich nicht mal eine diktatur ohne ihre monarchie vorstellen! hehehehe =)
etwas, was ich an diesem film besonders mag, ist, dass der mann mit der maske nie die maske fallen lässt, bis zum schluss nicht. man sitzt als zuschauer zwar permanent auf hummeln, weil man einerseits sein gesicht sehen will, andererseits nicht, aber die entscheidung wird einem abgenommen und das ist auch gut so. sonst geht nämlich die botschaft verloren. die da lautet: er repräsentiert uns alle, jede und jeden von uns und das, was potentiell an mut und idealen in uns steckt. ob man diktaturen immer mit gewalt beseitigen muss? muss immer das regierungsgebäude oder ähnliches explodieren? sowohl V hinter seiner maske als auch man selbst als zuschauerin sieht zumindest im film keine andere möglichkeit, so tief verwurzelt war das system schon.
besonders erstaunt war ich, als ich feststellte, dass der 5. November in england nicht gefeiert wird, um an die rebellion gegen den könig zu erinnern, sondern um die menschen daran zu erinnern, dass verrat gegen den könig hart bestraft wird.. die kleinen kinder verbrennen nämlich heute noch Guy Fawkes figuren aus papier (obwohl das nicht die art ist, wie er starb). man darf allerdings bezweifeln, ob england tatsächlich heute katholisch wäre, hätte der gunpowder plot damals funktioniert..

Wenn die Sonne durch den hohlen Kopf scheint..

wie ich ja schon öfter erwähnt habe, sind die isländischen bäder so etwas wie ein heiligtum. es ist ein ort, den man aufsucht, um sich zu entspannen, sich mit freunden zu treffen und sich zu unterhalten. trotz all der bikinis und badehosen ist es kein sammelplatz für übereifrige singles, auf deren Er-sucht-Sie-anzeigen in der zeitung niemand antwortet. umso schockierender war unser besuch im pool gestern. ich hab Elina und eine finnische freundin, die gerade bei ihr/ uns zu besuch ist, in den kleinen pool bei uns um die ecke begleitet. und da hat es doch tatsächlich so ein kerl geschafft, Elinas freundin anzubaggern, und das auch noch auf die schlechteste art und weise, wie man es nur hinkriegen kann. und er hörte überhaupt nicht mehr auf mit seinem völlig unverständlichen gelaber. ich war viel zu baff angesichts dieser dreistigkeit, um eine spontane und schlagkräftige verteidigung um uns herum aufzubauen. sowas passiert einfach nicht! kein isländer macht sowas im pool! niemand ruft lautstark quer durch den pool zu einer jungen frau rüber. meine erleichterung war riesig, als die beiden mich darauf hinwiesen, dass das ein russe sei, der gerade versuche, englisch zu reden. da war dann alles klar. kein isländer. dann ist ja alles in ordnung!
sein kumpel jedoch wies ihn dann an, er müsse erst seinen eigenen namen sagen, bevor er nach ihrem fragt, denn das tat er die ganze zeit. und was macht der nervige kerl? er ruft tatsächlich seinen eigenen namen zu uns rüber und fragt anschließend nach ihrem, total überzeugt davon, nun endlich eine antwort zu erhalten, so als wär alles, was im lehrbuch steht, eine garantie fürs gelingen. wie blöd kann man sein?! wie schrecklich, herzzreißend ungeschickt blöd?
ich will ja nicht sagen, dass frauen generell intelligenter sind. wobei, doch, eigentlich will ich das sagen.

Tagesrhythmusverändungen wegen Tageslichtsehnsucht

nachdem es mir die letzten paar tage doch ein wenig ZU gut ging bezüglich der ausschlafmöglichkeiten, hab ich gestern abend beschlossen, meinen tagesrhythmus ein wenig nach vorne zu verschieben, nämlich von XXX (da eltern mitlesen kann ich die uhrzeit meines aufstehens wirklich nicht verraten!) auf 7:30 uhr heute morgen. die motive dahinter waren vielfältig:
1) wenn ich nicht früher aufstehe, krieg ich ja irgendwann gar kein tageslicht mehr
ja, das wars auch schon. es gab eigentlich ein 2) auch noch, aber der punkt ist weggefallen (er lautete: wenn man früh aufsteht, hat man mehr vom tag. aber da man todmüde ist vom frühen aufstehen ist das argument in sich selbst verfallen).
alles schön und gut, aber um 7:30 uhr war es noch stockdunkel. und das blieb es auch für die nächste stunde. inzwischen ist es 9:06 uhr und es wird JETZT ENDLICH LANGSAM HELL verdammt noch mal. ich hätte mich mal lieber informieren sollen, wann denn hier diese dumme sonne auch endlich mal ankommt. haltet ihr die da unten in berlin einfach fest oder was soll das?!
übrigens jetzt, wo es schon november ist und der gedanke der totalen dunkelheit immer näher rückt, erwarte ich ja von allen überlebenshilfen in der dunkelheit, sprich pakete mit sonnenschein! schwarzbrot mit körnern und flüssiger honig sind auch willkommen.

Saturday, November 03, 2007

Der Norden

unser letzter ausflug vom letzten wochenende ging in den norden von Island, drei tage, zwei autos, 7 leute.. ja wir werden immer weniger! aber die natur scheint immer schöner zu werden, mit jedem weiteren ausflug.

The North

Friday, November 02, 2007

Die Erleuchtung von Leuchttürmen

noch nie in meinem leben habe ich so viele leuchttürme besichtigt. aber ich hab ja auch noch nie in meinem leben in einer stadt direkt an der küste des atlantiks gewohnt!


da es inzwischen ja schon ziemlich früh dunkel wird (ich werd immer gefragt, wann es denn genau dunkel wird: ich hab keine ahnung, ehrlich, aber halt früh!), mussten wir das schöne wetter am mittwoch doch ausnutzen. schönes wetter heißt hier zur zeit, dass mit dem absolut eisigen wind und den gefrierpunkttemperaturen doch ein wenig sonne mitdazukommt.

was einem auf 1 1/2 stunden fußweg zum leuchtturm an der äußersten spitze von Reykjavík so alles am weg vorbeikommt, ist schon interessant. diese fischgestelle, die normalerweise voll mit fisch zum trocknen hängen, kannte ich schon aus norwegen, aber dort hingen wenigstens mehrere fische dran, nicht so wie hier, wo total widerlich ein paar fische baumelten, die noch seeeehr frisch aussahen und denen halt so das innere aus dem maul raushing bääääääh oh mann war das eklig. das bild ist noch harmlos! man beachte den schönen blauen himmel und den leuchtturm ganz im hintergrund, mit absicht ganz ästhetisch zwischen die stäbe platziert!


ich kenn da jemanden, der die häuser von Reykjavík langweilig und hässlich findet.. vielleicht hätte diese person mal diese tollen weihnachtsbaumhäuser sehen sollen! in einem land, wo es 13 weihnachtsmänner gibt und die kinder an den 13 tagen vor weihnachten schon jeden tag geschenke kriegen, dürfen natürlich solche häuser nicht fehlen (wobei ich mir nicht sicher bin, inwiefern dies eine erfindung meiner halluzinationen oder tatsächlich absicht der architekten ist!).


hier kauft man noch mit liebe ein! man bedenke nur die mit groooßer liebe im gewächshaus gezüchteten tomaten, die man hier kaufen kann, die aussehen, als wäre ihnen mitten im entwickungsprozess die farbe ausgegangen. oder die ingwer-wurzeln, die den eindruck machen, ihre innerste seele entspräche mehr getrocknetem fisch. oder die kartoffeln, die so überdimensional riesig sind, dass die wärter in einem konzert in deutschland beim taschen kontrollieren diese kartoffeln konfiszieren würden, weil sie als gefährliche waffe einstufbar sind.
was am strand immer freude macht, ist natürlich der seetang. und da island immer versucht, sich vom rest der welt abzusetzen, sogar bezüglich des seetangs, liegen dann solche monster am strand rum, die garantiert nachts zum leben erwecken und mit dem wind mitschwingen, um an mein fenster zu klopfen. vielleicht brauchen sie hier diese dicken wurzeln, um uns menschen unsere bedeutungslosigkeit im universum vor augen zu führen, unser staubkorndasein oder vielleicht auch einfach um uns an unsere unfähigkeit zu erinnern, etwas so hässliches zu produzieren.