Was man nicht alles schafft, wenn man dazu angetrieben wird. Wenn man den Mount Esja so von weitem sieht, meint man, da käme nicht mal eine Ziege hoch, geschweige denn wieder runter. andererseits gibts leute, die absolute hiking-experten sind, wie zum beispiel Alex (links im Bild), der eindeutige vorausrenner unserer gruppe, plus Frédéric (hinter mir) kann man noch dazuzählen. dabei waren noch Elina, Stephanie und unser neues hausmitglied, vorerst "number 7" genannt, jetzt unter dem namen christine bekannt, übrigens kennt sie unsere gute Susi, die mit uns studiert, also sehr amüsant, dass sie jetzt hier bei uns wohnt.
Zurück zum berg. bin ja nich so super trainiert, deshalb fand ich den aufstieg schon sehr hart, auf die spitze musste man sogar richtig klettern (klettern = fuß nen halben meter über sich aufsetzen, mit den händen hochziehen, balance halten, weiter hochziehen, übern rand rollen) und oben war dann dieses tolle buch, wo wir uns alle eingetragen haben. aber nein, da dies ja nicht die wirkliche richtige spitze von Esja ist, mussten wir natürlich weiterlaufen. ist nur'n stück weiter drüben. nich weit. nich schlimm. nach etwa drei stunden waren wir dann auch dort angekommen, die andern drei mädels haben leider irgendwann in der mitte abgedreht und wollten warten, bis wir wieder da sind und zusammen absteigen. da ich schon weiter vorne war, ging das mit dem zurückgehen nich mehr so gut, außerdem sah jeder hügel aus, als wär er die spitze, abgesehen davon, dass danach immer noch eine weitere spitze war, die aber nicht DIE spitze war, und man muss doch sagen können, mal auf der spitze gewesen zu sein (das scheint mir einer der großen unterschiede zwischen frauen und männern zu sein, wir haben dieses nutzlose wetteifern nich nötig..). natürlich hatte ich keine chance, mit den kerlen mitzuhalten, freundlicherweise sind sie dann, wenn auch fast unmerklich, etwas langsamer gelaufen. das problem war der untergrund, das war kein grastrampelpfad, sondern etwa die oberfläche des mondes, jeder schritt musste genau plaziert sein, man lief nämlich auf einem großen geröllfeld mit lauter großen spitzen steinen ohne lücke zum laufen dazwischen. hatte ich oben, wo das buch auf der spitze lag, schon gedacht, härter gehts nich, dann hatte ich mich geirrt. die spitze von Esja übertraf sogar die vor langeweile strotzende oberfläche vom mars, und ich war völlig fertig. bloß kam das anstrengendste erst jetzt, nämlich der abstieg. und man läuft ja nich einfach 940
meter geradeaus runter. sondern, in unserem fall, man schaut sich um, improvisiert ne route und stellt dann fest, wie eigentlich 90° so von oben aussehen, wenn man an der kante steht und runter will. mit rutschen und klettern geht aber alles. hätte ich nie gemacht, wenn ich allein gewesen wär, aber ich war danach schon ziemlich stolz auf mich, dass ich das geschafft hab, kommt nicht oft vor, dass ich das wort stolz auf mich anwende, total selten sogar. am ende gings schon etwas der verzweiflung entgegen, meine füße und beine fingen an, mir gedichte von weichen betten und heißen pools vorzulesen, während meine augen die kleinen spielzeugautos unten verfolgten und sich einredeten, sie würden eigentlich größer werden. hatte was von der unendlichen geschichte, mit ner guten prise frodo und sam. ich musste zwar nicht den ring nach mordor tragen, aber die reise war bestimmt genauso anstrengend (wobei das selbstverständlich völlig anmaßend ist, sowas zu behaupten.
tatsache ist, dass wir etwa 7 stunden geklettert sind, vielleicht etwas mehr, mit ziemlich wenig pausen. am ende dann noch ein großes ereignis für mich, für alle die wissen, wie sehr ich den film "the hitchhikers guide to the galaxy" liebe, die wissen, wie sehr ich mich freuen, seit gestern auch zu den offiziellen hitchhikern zu gehören. da wir in der mitte vom nichts waren, wo zwar ein bus fuhr, der aber teuer ist und außerdem verdammt selten kommt, haben wir in zwei gruppen getrampt, wie mans auch nennt. die isländer sind in dieser hinsicht sehr freundlich, man ists wohl gewohnt, dass leute mal eben nach Reykjavík mitfahren, wir haben innerhalb von 5 minuten alle leute untergebracht. coole sache. gibt ja leute, die ihren ganzen urlaub lang nur mit trampen vorwärtskommen.. hier kann man das auf jeden fall machen.. übrigens muss ich wohl nicht sagen, dass wir danach unsere neu aufgebauten muskeln im pool entspannt haben. der tag hat wirklich meine grenzen ausgetestet, ich frag mich, ob das schon die äußerste grenze war, so hab ich mich jedenfalls gefühlt und fragt mich bitte nicht, wie das am nächsten tag, nämlich heute, so mit dem treppensteigen und laufen generell ist.. :(
ich möcht hier nur auf den weg geben, dass man sich selbst mehr zutrauen, mehr an sich glauben sollte und vor allem realisieren, was man tatsächlich selbst, als individuum, leisten kann, wenn man es versucht, sich anstrengt, nicht zurückschreckt. die alltagsprobleme sind sooo winzig, wenn man von solch einem berg runterkommt und hochschaut, die eigenen fußstapfen nciht mehr sieht und überhaupt nicht mehr weiß, wie zum kuckuck man auf die idee kam, es bestehe die möglichkeit, da oben überhaupt hinzukommen.